Sexten `21

Reisebericht gleich nach dem „Covid-Lockdown“

Es ist der 4. Juli 2021, eine Zeit der starken Regengüsse und Hagelstürme. Aber auch herrliche Lücken. Endlich:Campen!

Einen wunderbaren, geschichtsträchtigen Ort, der sich mir seit langer Vergangenheit eingeprägt hat, in der Gegenwart wieder-zusehen, das war mein Wunsch: am 6. Juli 2021 hat es geklappt.                                                                                      Es war 1964 im März, ich war schon „Camper“ mit Fahrrad und Zelt, im Winter mit Touren-Schiausrüstung noch dazu, keine praktische
Anwendung für mich. Deshalb fuhr ich mit der Eisenbahn nach BRUNECK/Südtirol, weiter mit dem Bus nach St.Vigil und das Ziel erreichte ich per Chauffeur mit ausrangiertem,
amerikanischen Militär-Jeep auf die Berghütte „RIFUGIO FANES“. Mein Freund Jürgen weilte dort schon über eine Woche. Wir trafen uns auf der Hütte im „Fanes-Land“. Die Hütte gehörte schon von Anfang an der Fam. Mutschlechner, zu der auch das „Hotel Post“ in St.Vigil zählt. Der Fahrer des Jeep`s von Vigil zur Hütte hinauf (600Hm) ließ bei fast jeder Kurve im Tiefschnee das Lenkrad los, streckte die Arme in die Luft und rief: „I am the Greatest“! In Wirklichkeit war das zu der Zeit CASSIUS CLAY. Und die Muttersprache der Einwohner war und
ist „ladinisch“.

Als Bayer führt die Anreise heutzutag durch den „FELBERTAUERN-Tunnel“, also auch über Österreich (Zell a. See- Lofer-Mittersill-LIENZ) zum Grenzübergang Sillian nach Italien. Diese Strecke ist 70 km kürzer als über den „Brenner“. In Innichen, dem Sextener Bach folgend, führt die Kreuzberg-Passstrasse direkt kurz vor dem „Sattel“ des Kreuzberges direkt
in den Camping Park Sexten „Montain Resort PATZENFELD“ auf 1.500 Hm gelegen.  Der Platz ist unbeschreibbar, deshalb mein Tipp:
 
www.caravanparksexten.it

Familie HAPPACHER und das Team vom Caravanpark haben alles fest im Blick und Griff! Für DCC-Mitglieder ist das alles ein Begriff, denn der Platz wurde vom DCC im Jahr 2012 auf der Messe in Essen mit dem
DCC-EU-Preis in „PLATIN“ ausgezeichnet! Der Glaspokal mit der auffallend kobaltblauen Kugel steht in der Rezeption bei mehreren Auszeichnungen. Für ein Foto holte Herr Happacher Junior das 9-jährige Prachtstück aus der Vitrine –toll! Seitdem herrschte kein Stillstand am Patzenfeld. Es wurde ausgebaut, neue Einrichtungen entstanden. Alles gehegt und gepflegt. Alles modernst dem digitalen Stream entsprechend.

Von hier aus lassen sich die Dolomiten als „Basislager“ genießen. Ausgiebige Wandertouren auf umliegende Hütten wie die „Nemes“, die auf dem „Alpe-Adria-Trail“ liegende „Sillian-Hütte“, das „Fischleintal“ mit der Talschlusshütte als zur „Drei Zinnen-Hütte“, mit dem weltbekannten Bergmassiv. Biken, Klettern, Wandern zu den Hütten „Zigmondi und Bellelüjoch“, vor allem viel frische Luft. Auch Wintersportler „liegen hier richtig“ nahe der „ROTWAND-Wiesen“

Dass meine Frau und ich so vom Caravanpark Sexten begeistert sind, liegt auch daran, dass wir seit 30 Jahren einen Caravan der Marke „BEISL“ (das letzte Modell mit „Echtholzmöbel“) fahren. Adolf Beisl installierte schon damals Frisch- und Abwassertank und die Warmwasserheizung der Fa. ALDE in seine Wohnwagenmodelle und Mobile. Seit 17 Jahren ist es vorbei. Unser Enkel Michael zieht heuer unseren BEISL 2 
handmade in Germany – in sein Urlaubsziel – wie die Zeit vergeht….

Adolf Beisl veranstaltete jährlich ein Kundentreffen auf dem Patzenfeld, wobei ihm Herr Happacher Sen. mit viel Freiheiten entgegenkam. Sogar ein ortskundiger Bergführer, Herbert Pfeiffentaler zeigte uns die
Schönheiten dieses Südtirolabschnittes verbunden mit viel Humor. Auf unseren
jetzigen Touren kamen wir natürlich auch auf die „Nemes-Hütte“, deren Wirt seit über 20 Jahren ansässig ist und der hat uns gesagt, dass Herbert bestimmt noch lebt und sein „strenger“ Lehrer in Deutsch u. Mathematik in der Schule war.

Die 2.Tour folgte gleich anderntags zuerst mit dem Auto von Sexten, über Innichen bis kurz vor Bruneck, linksabbiegend über eine steile
Gebirgsstraße nach St.Vigil im Ennepetal und weiter zur „Rifugio Pederü“. (einfach ca. 70 km) Auto parken, 12.-€ Gebühr zahlen und 2 Stunden zu Fuß über steiles Geröll 500m hoch, also auf 2.100Hm zur „Fanes-Hütte“. Aufregend! Dazwischen liegen 57 Jahre! Damals mit dem „Ami-Jeep“ hat es auf der alten Heeresstrasse Richtung Cortina d`Ampezzo bis zur Fanes bestimmt auch über 1 Stunde gedauert bei der Schneelage im März 1964. Es war eine Krisenzeit in Südtirol. Terroristische Anschläge u.a. Sprengungen von Elektrizitätsmasten kamen vor. Als wenn dieses Land in den Kriegsjahren 1915/18 und auch später nicht schon genug erschüttert
wurde. Es wurde Gott sei Dank der Friede wieder hergestellt. Die Kinder und Enkel der Italiener, Österreicher und Deutschen brachten es tatsächlich fertig eine Friedensbewegung u.a. durch Gründung des Vereins DOLOMITENFREUNDE einen Friedensweg zu bauen mit dem Motto:

Wege, die einst Fronten trennten, sollen
uns heute verbinden!

Die Fanes hat geöffnet, um 12°° sind nicht viele Gäste oben. Ich betrete die Hütte. Eine nette Frau sitzt in der Reception hinter einer Glasscheibe und fragt: “kann ich ihnen helfen?“ das wird sich gleich rausstellen, sagte ich und schob ihr meine gescannte Fotografie von 1964 durch mit der Frage:“ gehört das Haus noch den Mutschlechner`s ? Sie antwortete:
„glaub schon, Herr Mutschlechner sitzt gleich hier bei der Tür links rein, fragen sie ihn!“ Mich haut`s fast um. Ja so ein Glück! Völlig ungeplant! Herr Max Mutschlechner sitzt beim Mittagessen bei einem Glaserl „Roten“. Ich stelle mich kurz vor und zeige ihm das Foto. Bitte, lass mich fertig essen, dann
unterhalten wir uns. Natürlich kann sich Mutschlechner nicht an mich erinnern, damals trug ich noch keinen Bart. Außerdem führte damals noch sein Vater Alfred die Fanes. Aber er sprach:“schau`n wir gemeinsam, wer 1964 im März hier zu Gast war.“ Das große Journal 3 Mal umgeblättert und schon erkenne ich sofort meine Unterschrift, die sich bis heute kaum verändert hat, wie der Vergleich in meinem Personalausweis zeigt und darüber der Name meines Freundes J. Schuhmacher gut leserlich. Wir sprechen noch eine Zeitlang über „damals“….da schiebt mir Max Mutschlechner ein ganz neues Taschenbuch über den Tisch:“ das schenk ich dir, du bist ein Freund der Fanes!“ – Mit festem Händedruck gehen wir
auseinander….

Inzwischen habe ich das Taschenbuch gelesen, das übersichtlich gegliedert ist: GESCHICHTE/GEGENWART/ALPINISMUS und interessante ANHÄNGE bietet.

Das bebilderte Büchlein ist etwas besonderes und auch zu haben:  Peter Kübler
FANES   ISBN  978-3-9816744-0-8